Der Europäische Green Deal und seine Auswirkungen auf den Schwermaschinenmarkt (+ webinar)

6. Juli 2021

CO2-Fußabdruck. Umweltfreundliche Kraftstoffe. Elektrisch betriebene Fahrzeuge. Diese Schlagworte rund um grüne Initiativen von Unternehmen und Regierungen hat jeder schon mal gehört. In der EU haben diese Überlegungen zum European Green Deal geführt – einem umfassenden Paket an Maßnahmen, die dem Klimawandel und der Umweltverschmutzung die Stirn bieten sollen.

Im Juni veranstaltete Ritchie Bros. zusammen mit der NVL und der ERA ein Webinar: „Der Europäische Green Deal und seine Auswirkungen auf den Schwermaschinenmarkt“, unter diesem Titel warfen wir einen Blick darauf, wie sich die Finanzierungs-, Vermietungs- und Leasingbranche für den Übergang hin zu einer grüneren, nachhaltigeren Zukunft vorbereitet. Christian Sonneville und Johan Lustig von Ritchie Bros. befragten dazu Peter-Jan Bentein, Generalsekretär des niederländischen Leasingverbandes (NVL) und Michel Petitjean, Generalsekretär der European Rental Association (ERA).

1. Was ist der Europäische Green Deal?

Der Green Deal soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Dazu schreibt er vor, dass bis 2050 keine Nettoemissionen an Treibhausgasen mehr anfallen, dass das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt und die Artenvielfalt wiederhergestellt wird.

Das übergeordnete Ziel ist es, einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, um die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien zu unterstützen, innovative Lösungen für eine saubere und bezahlbare Energie zu fördern und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Entwicklung soll hin zu einer „grünen“ Wirtschaft gehen.

Der Green Deal der EU wird durch internationale und lokale Gesetzgebung umgesetzt, insbesondere durch das Europäische Klimagesetz. Dieses Gesetz wird einen Aktionsplan in Gang setzen, mit dem die Nachhaltigkeitsziele der Europäischen Kommission systematisch erreicht werden sollen

2. Wie könnten sich diese neuen Vorschriften auf den Schwermaschinenmarkt auswirken?

Besonders für die Gerätetechnologien und auch für die „Besitzverhältnisse“ am Markt zeichnen sich Veränderungen ab.

Der Übergang weg von erdölbasierten Kraftstoffen hin zu nachhaltigeren Energiequellen wie Strom, Wasserstoff-Brennstoffzellen und LNG wird sich sowohl auf die Maschinenhersteller als auch auf die Besitzer auswirken. Bereits heute produzieren alle großen Hersteller entsprechende Maschinen, und elektrische Antriebe setzen sich allmählich auch in der Vermietung durch. Dies wirkt sich auf die allgemeine Akzeptanz der Maschinen aus. Die Skepsis in Bezug auf die Batterielebensdauer und die Leistungsabgabe bei größeren Geräten nimmt mit der fortschreitenden Technologieentwicklung immer mehr ab.

Unternehmen ersetzen ihre Maschinen nach und nach gemäß den Anforderungen des Green Deals. Dies bedingt eine Anpassung ihrer Investitionsstrategien beim Aufbau energieeffizienter Flotten. Während des Webinars verwies Peter-Jan Bentein auf Prognosen des NVL, wonach diese Verschiebung sowohl einen Anstieg des langfristigen Finanzierungsbedarfs als auch eine erhöhte Nachfrage nach kurzfristigen Vermietungen und Pay-per-Use-Modellen nach sich ziehen wird.

Wie könnte sich dies auf die Restwerte für elektrische Maschinen auswirken? Christian Sonneville von Ritchie Bros. erklärte: „Die Branche ist im Allgemeinen 10-15 Jahre hinter der Autoindustrie. Wir stehen noch ziemlich am Anfang, aber man sieht erste Schritte.“ Bei Ritchie Bros. gelangen bereits vereinzelte elektrisch angetriebene Maschinen auf den Gebrauchtmarkt. Doch die noch relativ wenigen emissionsneutralen Maschinen auf dem Markt befinden sich oft noch in ihrem ersten Lebenszyklus. „Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Bewertung dieser neuen Maschinengeneration in den nächsten Jahren entwickeln wird“, sagte Sonneville weiter. „Ritchie Bros. hat bereits großen Erfolg mit dem Verkauf von elektrischen Maschinen wie Scherenbühnen, Auslegerhubwagen und Gabelstaplern. Dies beweist, dass es einen Markt für diese Maschinen gibt und Käufer Gebrauchtgeräte dabei nicht scheuen.“

3. Was sollten wir bei der Umstellung auf eine grüne Wirtschaft beachten?

Mit der Umsetzung der europäischen Green-Deal-Vorschriften werden sich die Maschinenhersteller zum einen auf die Forschung und Entwicklung von Maschinen neuester Generation konzentrieren, die auf nachhaltigen Energiequellen basieren. Zum anderen müssen Anlagen an die Produktionskapazitäten angepasst werden. Für Maschinenbesitzer werden die Auswahl alternativer Antriebe, der Gesamt-CO2-Ausstoß der Maschine sowie Nachhaltigkeitsziele wichtige Faktoren beim Aufbau zukünftiger Flotten sein.

In dem Bestreben, sowohl Vermieter als auch Endnutzer zu unterstützen, hat die European Rental Association (ERA) an der Erstellung eines Rechners gearbeitet, der dabei hilft, die Umweltauswirkungen eines bestimmten Geräts zu klären. Drei Jahre lang habe die ERA laut Michel Petitjean an diesem Projekt gearbeitet; nun sei man zuversichtlich, dass die Plattform alle Parameter für die Berechnung der CO2-Werte berücksichtige.

Ob und wie aktuelle Geräte die Anforderungen der Umweltvorschriften erfüllen, die Bestimmung des CO2-Fußabdrucks einer Maschine oder eines ganzen Fuhrparks und die zukünftigen Entwicklungen bei Maschinen der neuen Generation – all diese Faktoren haben einen erheblichen Einfluss auf die Investitionsstrategie eines Unternehmens auf dem Weg in eine grünere Zukunft.

Sie möchten noch mehr Hintergründe zum Miet- und Leasingmarkt erfahren? Sehen Sie sich das Webinar mit Sprechern von Ritchie Bros., NVL und ERA an.

Sources:
Der Europäische Green Deal
https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_en
https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal/clean-energy_en

Leaseurope
https://www.leaseurope.org/data-research

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